Das Mehrganfest ist eine uralte iranische Kultur-Feierlichkeit bei der Umstellung auf die zweite Hälfte des iranischen Kalenderjahres. In Zeiten, als im Iran Mithra und in Indien Varuna und Indira verehrt wurden, haben die Iraner eine andere Wahrnehmung der Jahreszeiten gehabt als jetzt. Sie haben die Jahreszeit auf zwei Saisonen aufgeteilt: eine 7 monatige Sommerzeit und eine 5 monatige Winterzeit.
Die iranischen Bewohner haben am Beginn der jeweiligen Saison ein großes Fest angeordnet: Nowruz als Frühlingsfest und Mehrgan als Winterfest. Im alten iranischen Kalender hat jeder Tag des Monats einen Namen gehabt. Der sechzehnte Tag des Monats sowie auch der siebte Monat des Jahres haben beide den gleichen Namen „Mehr“. Am Tage „Mehr“ im Monat „Mehr“ wird das „Mehrganfest“ abgehalten. Dieser Tag vom iranischen Sonnenkalender ist gleich mit dem 7. Oktober im europäischen Kalender.
Feste feiern ist eine unsichtbare Kulturbrücke zwischen dem Iran und den anderen Ländern. Nach einfacher Berechnung wird im Iran, in einem Jahr, auf diese Weise 12 Mal gefeiert. Es gibt aber noch festliche Gelegenheiten, die nach anderen Anlässen gefeiert werden, nämlich: „Nowruz“, Jalda, Sade etc. Alle diese Feste besitzen eine uralte Tradition und wurden als Naturfeste betrachtet. Im Herbst gibt es auch in vielen anderen Staaten auf der Welt Feierlichkeiten aus unterschiedlichen Anlässen. Einige Zeit vor Beginn des Herbstes, holen die Bauern die Ernte ein, und halten dadurch das Erntedankfest ab und treffen auch Vorbereitungen zur Versorgung der Familie in der Winterzeit.
Vor 8000 Jahren hatten iranische Gebietsbewohner auf Keramiken aus Tepe Siyalk von Kashan (Siyalk-Hügel), eine Tanz-Show von Männern und Frauen gezeichnet. Frauen und Männer, die in den Feldern unter der glänzenden und strahlenden Sonne mit wohlklingenden Stimmen Loblieder singen und Dankeswörter mit rhythmischen Körperbewegungen (Raks´= Tanz) aussprechen. Diese einfachen Zeichnungen auf Keramiken verewigen in diesem Gebiet abgehaltene Erntefeste.
Die meisten orientalischen Kulte haben den Frauen eine bedeutende, bisweilen sogar die ausschlaggebende Rolle zugestanden und dafür glühende Anhängerinnen in ihnen gefunden. Die Kultgöttinnen Istar und Anahita, Mystikerinnen (Banowan-e Aref), Heldinnen von Schahname, darunter auch hunderte von Inschriften, die wir in der Hand haben, sind diesbezüglich wichtige Beweismaterialien aus iranischem Kulturboden.
Kultanhänger und Kulturfreunde sind keine Bösgläubigen, töten keinen Mitmenschen und bezeichnen die Andersdenker nicht als Ungläubige. Wie die schamanistischen Bezeichnungen für die Monate, haben die Altiraner für den Winter und Sommer auch zwei mythische Symbole gehabt.
Wir begegnen auf den Treppen des Apadanapalastes in Persepolis einem gemeißelten Basrelief, das den Kampf zwischen Löwe und Stier zeigt. Der iranische Mythos, mit der Verkörperung und Personifizierung des Stiers für den Winter und des Löwen für den Sommer symbolisiert auf diese Art, Winter und Sommer. Genauso von Bedeutung für die Entstehung des Mehrgan-Festes ist das Epos vom Sieg des Helden „Fereydun“ über den bösen König „Zahhak“ nach Überlieferung von Shahname von Ferdowsi. Darin rebelliert „Fereydun“ gegen den tyrannischen „Zahhak= Biyurasp“, besiegt ihn mit Hilfe des Schmieds „Kaawe“ und nimmt ihn im Alborz – Gebirge gefangen.Die Menschen feiern jedes Jahr dieses Ereignis, das angeblich am Tag „Mehr“ im Monat „Mehr“ geschah.
Aber im Laufe der Jahrhunderte wurde Mehrgan mit immer mehr Legenden umwoben! Die Iraner glauben, dass Gott an diesem Tag die Körper der Menschen (Maschiye und Maschiyane= Mann und Frau) erschuf, damit in denen die Seelen einwohnen können, später wurde diese Geschichte von den Abrahamischen Religionen, unter dem Namen, Adam und Havva, als erste Menschen, übernommen und nach eigener Vorstellung verändert.
Man spricht von einem Brauch, in dem die Iraner beim Mehrganfest einen Gabentisch, mit sieben Herbstfrüchten herrichten. Sieben, gilt als eine magische und heilige Zahl, die fast in allen mythischen Geschichten vorkommt. In späteren Texten begegnen wir, sowohl in literarischen Texten als auch in der iranischen Mystik, solchen Bezeichnungen wie, „Haft Schahr-e Eschgh“ oder „ Haft Khan-e Rostam“ (sieben Städte der Liebe, sieben Abenteuer des Helden Rostam), etc.
In vorhandenen Poesien von zeitunterschiedlichen Dichtern findet man auch Berichte über Zeremonien beim Mehrganfest, die von einem sehr großen Volksfest, an dem auch die Könige sich beteiligt haben, erzählen. Die Abhaltung besonderer Zeremonien, die Empfänge bei den Königen, Beschwerdemöglichkeiten der Untertanen, das Einreichen von Geschenken und deren Eintragung in den „Staatsdiwan“ (Steuerkartei), die Ankunft des Glücksboten beim König, das Vortragen von Gedichten, werden alle mit dem Fest in Verbindung gebracht.
So wurde uns berichtet, wie die Iraner in voreslamischen Zeiten diese beiden Feste hochglänzend gefeiert haben. Auch in Zeiten, als das Nationalgefühl der Iraner wieder gewonnen wurde, durch die Aufstände der Nationalhelden gegen die Herrschaft der arabischen Kalifaten, haben die Iraner fast alle Festlichkeiten wieder ins Leben gerufen.
Dieses Fest erfuhr sogar zu Zeiten der Abbasiden-Kalifen eine erneute Renaissance. Die Kalifen ließen sich von ihren iranischen Waziren in den Zeremonien des Mehrgans unterrichten und es wurden Lobeshymnen zur Ehrung des Mehrgan gedichtet!
Der Mithrakult hat sich über die viele damals bekannten Staaten in Asien und Europa ausgebreitet. Er wurde in Europa als eine ausgesprochen gute Kultfeierlichkeit empfunden. Er gelangte bis an den Rhein und nach England, war aber schon längst über die Trägerschichten hinausgegangen und hatte in weiteren Kreisen Anhänger gefunden.
Es gibt immer wieder Elemente vom Mithrafest (Mehrganfest), die in Europa integriert worden sind, darunter kann man die Feuer-, und Lichtspiele (große Feuertürme) in Provinzen bei den Erntefesten nennen. Feuertürme sind in allen iranischen Festen ein wichtiger Bestandteil.

Iranische Quellen berichten, dass bei vielen Zeremonien rituellen Waschungen, also eine Art von Taufe und Ghosl, eine große Rolle spielten. Die höheren Grade genossen auch bei einer Messehandlung Brot und „Haoma-Saft = Mey-e baghi“ als Getränk. Haoma wurde aus dem Saft einer Pflanze gemacht, und hat eine stark berauschende Wirkung. Die europäischen Forschungsberichte sprechen von Brot und Wein. Die Reliefdarstellungen, im Mithräum von Santa Prisca in Rom, lassen keinen Zweifel daran, dass eine der üblichen Kultfeiern der Mithra-Anhänger das Kultmahl war.
Die Anhänger des Mithrakultes waren festen Glaubens, dass man von dieser sakramentalen Mahlzeit, aber ganz besonders von dem Genuss des geweihten Haoma-Trankes, sich nicht nur zum heiligen Trinker erhob, sondern einem auch Weisheit zuteil und eine glorreiche Unsterblichkeit geschenkt wurde. Man kann annehmen, dass die Mahlzeit mit bestimmten Formeln verbunden war.
Anschließend muss ich erwähnen dass, Haoma in späteren Zeiten von Zartoscht=Zaratustra durch Wein ersetzt wurde.