Razi auch bekannt als Ebn Zakaria oder – lateinisiert – als Rhazes oder Rasis, ist um 864 in Ray in der Nähe des heutigen Teheran geboren. Er war ein bedeutender persischer Arzt, Naturwissenschaftler, Philosoph , Schriftsteller. Als Erfinder von Alkohol schuf er die Veränderung in der Welt der Medizin.
Er interessierte sich zunächst für Musik und Erst im Alter von 30 Jahren nach einem Besuch in Bagdad, begann er mit dem Studium der Medizin, wo er auch später im Auftrag des Kalifen ein Forschungsinstitut gründete. Anders als Al-Kindi ein arabischer Philosoph, Wissenschaftler, Mathematiker, Arzt und Musiker, war er Alchemist, Arzt und studierte fleißig Naturphilosophie, während ihn mathematisch-logische Fragen weniger interessierten. Medizin, wahrscheinlich auch Philosophie, hat er bei Raban Al-Tabri der die erste medizinische Enzyklopädie schrieb, gelernt.
Er wurde bekannt als Autor zahlreicher medizinischer Bücher, die sehr lange zum Medizinstudium benutzt wurden. Als einer der ersten konzentrierte er sich auf die psychischen Seiten der Medizin und der Heilung und dachte sich das Verhältnis von Leib und Seele als von der Seele bestimmt. Ein Mediziner sollte seiner Meinung nach auch ein guter „Seelenarzt“ sein.
Außerdem schätzte er das „tausendjährige Wissen der Bücher“ weit mehr als vergleichsweise kurzfristige Schlüsse erfahrungsarmer Logiker und darauf aufbauende Philosophie. Da er sehr viele Experimente machte und fast alle seine Aussagen, vor allem in der Medizin, selbst erprobte, gilt er als großer Empiriker.

Sein Leben verbrachte er in Ray, wo er geboren wurde und auch starb, und zeitweise in Bagdad. Als Arzt war er sehr gefragt, auf dem Gebiet der Philosophie zwar viel rezipiert aber fast nur abgelehnt worden, weshalb seine Schriften kaum erhalten und nur durch polemische Antworten seiner Konkurrenten vage zu rekonstruieren sind. Sein philosophisches Interesse galt drei Dingen: der Metaphysik, der Erkenntnislehre und der Ethik. Er predigte zwar ein mehr oder weniger asketisches Leben, lebte es aber selbst zu wenig, so dass ihm dies meist als Kritik vorgeworfen wurde und wofür er sich in seinem Werk „Die philosophische Lebensweise“ kurz vor Ende seines Lebens rechtfertigte. Abgelehnt wurde er von anderen Philosophen, vor allem aber von der islamischen Geistlichkeit. Razi war kein gläubiger Muslim und ein Kritiker der Religion. Er hatte daher viele Feinde unter den konservativen Geistlichen, was dazu führte, dass er seine Position in Bagdad aufgab.
Razi war danach der Direktor des Krankenhauses in Ray; diesen Posten sollte er schließlich wegen seiner theologie- und prophetenkritischen Werke verlieren. Er starb vermutlich 932 als verarmter Mann in der Wohnung seiner Schwester in Ray.
Fünf Urprinzipien sind nach Razis Metaphysik in der Welt ewig und von Anfang an (und nicht nur eines):
Ein Schöpfer(gott), auch „vollkommener Intellekt“ genannt, der Mitleid und Barmherzigkeit hat
Die ewige Materie, welche unstruktuiert ist und aus Atomen besteht
Die Universalseele, nach Vollkommenheit strebend
Die absolute und ewige Zeit (in der geschaffenen Welt aber relative Zeit)
Der absolute und ewige Raum (in der geschaffenen Welt aber relativer Raum)
Trotz der Ewigkeit dieser fünf Urprinzipien kennt Razi auch eine Schöpfungsgeschichte, nach welcher die Seele versucht, die Materie zu formen, aber scheitert, da letztere sich wehrt und erst dank Gottes Eingreifen aus Mitleid und Barmherzigkeit die Welt geschaffen wird. Die Körper bekommen alle Seelenpartikel, jedoch fühlen sie sich nicht wohl und streben durch eine Art System der Wiedergeburt nach oben zur Erlösung, wenn sie ihr Leben aber „schlecht“ leben, steigen sie ab. Sie haben jedoch immer die gleichen Chancen, alle die Erlösung zu erreichen. Hier widerspricht Razi dem Islam und der Lehre des Propheten Mohammed ganz heftig, weshalb er oft als Ketzer verstanden wurde. Denn nach ihm kann also kein Mensch besonderer Fähigkeiten erhalten, wie etwa die Propheten. Dennoch war Razi kein Atheist, da auch in seiner Lehre alles Leben nur mit Gottes Hilfe entsteht und alles Leben zu Gott bzw. in einen gottähnlichen Zustand strebt. Seine Erkenntnislehre schließt Propheten also aus, er geht sogar so weit, sie als Betrüger zu bezeichnen, die das Volk „blenden“, da sie Wunder verwenden um „von der Wahrheit abzulenken“. In seinen ethischen Werken „Die geistige Medizin“ und „Die philosophische Lebensweise“ schreibt er darüber, wie die Seele zur Tugend erzogen werden kann und welche Lebensweise gute Voraussetzungen dafür und schließlich für ein „Aufsteigen“ der Seele liefert. Insgesamt beruht sein ethisches System auf dem Streben nach Erkenntnis, auf gutem Handeln, auf Mitleid mit den anderen, auf sinnvollem Abwägen der weltlichen Genüsse (diese aber in Maßen durchaus genießend), auf Vertrauen an den barmherzigen Gott und darauf, dass durch Wissen alles gelöst werden kann. Die letzteren beiden Werke müssen weitaus besser rezipiert worden sein und weniger Anstoß erregt haben, da sie als einzige gänzlich überliefert worden sind. Auf den Vorwurf, ein asketisches Leben ähnlich dem des Sokrates zu predigen, selbst aber nicht zu leben, antwortete Razi in seiner letzten Schrift „Die philosophische Lebensweise“, dass er die Lebensweise des späten Sokrates bevorzuge und dass ein rein asketisches und zu zurückgezogenes Leben ähnlich dem der Sufisten nicht gut sei, da das einzelne Individuum auch für das Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft verantwortlich sei. Razi war ein produktiver Schriftsteller, der sich mit 183 Veröffentlichungen (Bücher oder Textbeiträge) auf den verschiedensten Gebieten der Wissenschaft und Philosophie hervortat.

Neben Ebn Sina (Avicenna) gilt er als der bedeutendste Arzt vermutlich nicht nur des orientalischen Mittelalters. Unter anderem strukturierte und übersetzte er das riesige Werk Galens und schuf daraus einen Lehrplan für das Studium der Medizin, der über Jahrhunderte Gültigkeit hatte. Darüber hinaus beschreibt er detailliert die Pocken und Masern. Auch andere Erkrankungen wie Blinddarmentzündung oder Krämpfe während der Schwangerschaft werden von ihm dokumentiert. Ferner veröffentlicht er ein Verzeichnis der wichtigsten Heilmittel. Seine Werke wurden auch im europäischen Kulturkreis in der medizinischen Lehre verwendet.
Der 27. August ist im Iran offizieller Gedenktag für Mohammad Zararia Razi.
Quellen:
Ulrich Rudolph: Islamische Philosophie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag C. H. Beck. München 2004, S. 22-28. ISBN 3-406-50852-9
T. J. DeBoer: Geschichte der Philosophie im Islam. Fr. Frommanns Verlag, Stuttgart 1901, S. 69-89.
Julius Ruska: Al-Razi’s Buch Geheimnis der Geheimnisse. Mit Einleitung und Erläuterungen in deutscher Übersetzung. Springer, Berlin 1937 (=Quellen und Studien zur Geschichte der Naturwissenschaften und der medizin, Band VI)
Julius Ruska: Al Razi (Rhases) als Chemiker.. In: Zeitschrift für angewandte Chemie. Band 35 (103), 1922, S. 719–721, ISSN 0932-2132