Malereientwicklung im Iran

1. Teil: von 4000 v. Chr. bis 651 n. Chr.

Präachamänidische Periode (4000 – 550 v. Chr.)
Behauene Feuersteine bezeugen das Auftreten des Menschen, der durch Sammeln und Jagen seine Nahrung beschaffte, während des Paläolitikums, vor mehr als 50 000 Jahren, im Westiran.

In diesem an die mesopotamische Ebene angrenzenden Hochland fand der frühsteinzeitliche Mensch günstige Lebensbedingungen vor, die ihn sesshaft werden ließen. Um 7000 v. Chr. kam man in Gandsch-e Darreh auf die Idee, Ziegelsteine zu modellieren und beim Brennen der Tonerde fand man heraus, dass die gut zum Herstellen von Gefäßen geeignet ist. So entstand die Töpferei. Die Tonbehälter wurden von den neolithischen Handwerkern mit besonderer Vorliebe verziert und bemalt.

Razmgah, Lorestan,  (Süd-West Iran),  Felsenmalerei.
Razmgah, Lorestan, (Süd-West Iran), Felsenmalerei.

Die ersten Töpfer begnügten sich mit der Gestaltung von Gefäßen, die eine einfache Form und einen noch kaum entwickelten geometrischen Dekor aufwiesen. Um das Jahr 4200 v. Chr. wurde Susa gegründet.

Um 4000 v. Chr. hatten die Bewohner der Ebenen im Südwesten des heutigen Iran erste Siedlungen errichtet. Die erste Stadt war Susa (im Südwest-Iran), die Hauptstadt der Ilamiten (Elam – Zivilisation). Als der assyrische König Assurbanipal im Jahre 647 v. Chr.Susa einnahm, waren die Ilamiter bereits von einem der arischen Stämme, nämlich den Medern verdrängt worden, die danach auch die Assyrer als führende Macht in der Region ablösten. Jedoch mussten sie ihre Vormachtstellung an die Perser, (Achamäniden- Dynastie), ebenfalls von arischem Stamm, abtreten.

Eine kurze Geschichte der Präachamänidischen Zeit im Iran verschafft uns Klarheit über den notgedrungenen Wechsel der Malkunst von der Wand- und Felsmalerei zur Buchmalerei. Wir erkennen erstaunt, dass dieses Land sich vom fünften Jahrtausend an, trotz aller politischen Veränderungen, trotz des Kommens und Gehens von Völkern und Dynastien, trotz des Einströmens von immer neueren Kultureinflüssen aus dem Osten und Westen, zu allen Zeiten seinen ursprünglichen kulturellen Charakter erhalten hat. Diese Feststellung wird von vielfältigen iranischen Kulturschätzen in berühmten Museen der Welt bestätigt. Die archäologischen Forschungen auf dem Hochplateau des Iran bringen es zustande, die Entwicklung der Kunst in diesem Lande in ununterbrochener Folge vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis ins 20. Jahrhundert zu veranschaulichen.

Kaghsh-e Sofal, Shahr-e suxte. Abbildung auf der Tonschüssel, 4000 v. Chr.
Kaghsh-e Sofal, Shahr-e suxte. Abbildung auf der Tonschüssel, 4000 v. Chr.

In einem neolithischen Dorfe am Tappe-Sarab (bei Kermanschah, West-Iran), sind auch Tonfiguren gefunden wurden, in denen eine Kulturidee zum Ausdruck gebracht worden ist, und zwar: Die weiblichen Figuren vermitteln uns mit ihren mehr oder weniger schematisierten Körperformen tanzähnliche Bewegungen. Es gibt auch u.a. männliche Abbildungen, die mit ihren Standformen eine zeremonielle Haltung weiter geben dürfen. Diese Figuren, die auch sich in den frühen Dorfkulturen des Nahen Orients (ca. 6000 – 4000 v. Chr.) von Tappe-Sarab im Iran bis Hacilar in der Türkei befinden, müssen eine bestimmte Bedeutung haben, wahrscheinlich bestand der Glaube, dass Fruchtbarkeit und Wohlstand durch wirksame Darstellung in Plastik und Malerei gefördert werden können.

Abbildungen von Keramikstücken aus Tappe Sarab
Abbildungen von Keramikstücken aus Tappe Sarab

Die archäologischen Ausgrabungen im Iran haben die Kunst des Alt-Iran ans Tageslicht gebracht. Eine der schönsten Werke ilamischer Skulpturen ist die Statue der Napirasu, Gemahlin des Untashgal, im Louvre-Museum in Paris zu bewundern. Die Statue zeigt, wie sich die Künstler damals bemüht haben, die Verzierung des Kleides der Königin wiederzugeben. Ein Muster aus kleinen Ringen mit mittleren Punkten bedeckt das Gewand des Oberkörpers. Lange Fransen verzieren den oberen Teil des Rockes und sind nach vorn geführt, wo das Gewand mit Streifen und rahmenden Zickzackmustern reich verziert ist.

Napirasu,  die Gemahlin  des Untashgal
Napirasu, die Gemahlin des Untashgal

Achamäniden (550 – 330 v. Chr.)
Die iranische Geschichte beginnt mit der Achamäniden-Dynastie in den Jahren 550–330 vor Christus. Herodot, der griechische Geschichte-Schreiber des fünften Jahrhunderts v. Chr. schildert uns, wie die Reichtümer Jahr für Jahr dem Schatzamt des Großkönigs Daryusch zuflossen, sie stammten von den Völkerschaften des ersten, des iranischen Weltreichs, welches sich von Ägypten bis zum Pamir, vom Kaukasus bis zum Indischen Ozean erstreckte. Die achämenidische Kunst ist der Ausdruck einer Tradition, deren Anfänge in die Prähistorische Zeit zurückreichen.

Herodot, der griechische Geschichtsschreiber des fünften vorchristlichen Jahrhunderts, beschreibt uns die Reichtümer, welche Jahr für Jahr dem Schatzamt des Großkönigs Dariusch zuflossen; sie stammten von Völkerschaften des ersten, des iranischen (persischen) Weltreichs, welches sich von Ägypten bis zum Pamir, von Kaukasus bis zum Indischen Ozean erstreckte. Dariusch ließ voll stolz auf den Mauern seiner Paläste in Perspolis (Apadana-Treppen) Abgesandte seiner 23 Untertanenvölker darstellen, welche die besten Erzeugnisse der Landesprodukte herbeibringen, um sie dem König zu präsentieren. Mittlerweile sind die meisten Historiker davon überzeugt, dass es sich bei den Darstellungen an den Mauern des Apadanas um das „Noruzfest“ handelt, das persische Neujahrsfest, zu dem der Großkönig „freiwillige“ Ehrengeschenke erhielt.

Daryusch ließ voller Stolz auf den Mauern der Apadana-Treppen seiner Paläste auf der Persepolis Abgesandte seiner 23 Untertanenvölker darstellen, welche die besten Erzeugnisse der Landesprodukte herbeitrugen, um sie dem König zu präsentieren. Die Kunstobjekte dieser Zeit sind überall auf der Welt in Museen und Kunstgalerien zu bewundern. Diese sind von Persepolis bis zum Nil-Tal (in Ägypten) verstreut. Die Hofkunst der Achämeniden hatte unter dem Schutz des Königs und des Hofes geblüht und geriet daher nach dem Sturz der Dynastie in Verfall.

Parther (321 – 226 v. Chr. )
Nach der kurzlebigen Reichsgründung Alexanders herrschte im Iran seit 321. v. Chr. die Dynastie der Selukiden. In dieser Zeit fördern das Herrscherhaus, der Hof, sowie die große Masse der neuen Bewohner eine ihnen vertraute Art von Kunst, die demnach nicht iranischen Charakters sein konnte. Allmählich bildet sich so die „griechisch-iranische“ Kunst heraus. Die Eroberung Irans durch die Parther, welche der iranischen Völkerfamilie angehörten, führte zu einer allmählichen Rückkehr zu den alten Traditionen. Die parthischen Könige verstanden sich als Nachkommen der iranischen Könige und förderten weiter eine von Achämeniden bestimmte Kunst.

Die Kunst der Parther verdrängte den „griechischen Einfluss“ und fand zu ihrer eigenen Art zurück. Der griechisch-iranische Stil wandelte sich zur neuiranischen Kunst um, wobei die alten, bodenständigen Traditionen wieder auflebten. Die Welt hatte sich geändert, Rom dehnte seine Grenzen bis an den Euphrat aus. Die Griechen mussten sich zurückziehen. Im engeren Bereich Irans übernimmt die Kunst der Parther die Nachfolge der Achämeniden, deren Traditionen sie hochhält. Die Kunst der Parther als Ganzes übte weithin Wirkungen aus. Der Süden Russlands, Zentralasien und Indien gewährten den Formen, welche die neue Kunst Irans wiederaufleben ließen, Zutritt. Die Parther bauten die Tempel auf breiten Terrassen, in denen man iranische Gottheiten, Mithra und Anahita, verehrte, eine Kultur-Religion, die sich ins ganze damalige europäische Gebiet, bis nach Norden erweiterte. Immer wieder findet man fast in allen Länder Europas die Spuren von „Mithra-Tempeln“ in unteren Geschoßen der berühmten Kirchen, wie „Klemens“ in Rom. Die Parther sicherten die Kontinuität und bildeten das Bindeglied zwischen den Achämeniden und den Sassaniden.

Sassaniden (226 – 651 n. Chr.)
Die letzte vorislamische Dynastie war die der Sassaniden in der Zeit von 224 bis 651 nach Christus. In der Anfangszeit der sassanidischen Herrschaft wurde das alte persische Reich beträchtlich ausgeweitet. Auf Ardaschir I (224-241) besiegte seinen parthischen Lehensherrn und förderte eine nationale Kunst, wobei die Sassaniden das kulturelle Erbe der Achämeniden für sich beanspruchten. Typisch für ihre Architektur sind die Gewölbe und mit Ziegeln gebaute Kuppeln, die weite Innenräume zu schaffen erlaubten. Die sich nach außen öffnenden „Eywan“ wurden später von der islamischen Architektur übernommen. Die Paläste waren zudem mit Mosaiken verziert. Die sassanidischen Könige erneuten die Tradition der Felsreliefs und ließen mit Vorliebe ihre Siege in großflächigen, lebendig gestalteten Szenen festhalten, wie etwa in Firuzabad, in Naghsh-e Rostam. Wir finden hier die Darstellung des über die römischen Kaiser Valerianus und Philipus Arabs triumphierenden Schapur I. (241-272), der auch das gesamte Gebiet des heutigen Iran sowie Teile des Irak, Afghanistans, Pakistans und der Arabischen Halbinsel in sein Reich integrierte.

Die Sassaniden- Kultur krönt eine tausendjährige Entwicklung der iranischen Völker. Diese Dynastie beschützte die Landesreligion Zartoscht (Zarathustra) und förderte eine nationale Kunst. Die Kunst der Sassaniden beeinflusste zahlreiche Kulturen vom Fernen Osten bis Europa, und Objekte sassanidischer Herkunft wurden über große Entfernungen transportiert. Sie waren große Liebhaber der Goldschmiedekunst und ließen sich Hofgeschirr aus Gold und Silber anfertigen, die mit Jagdzsenen und Festmotiven verziert sind. Man findet diese Kunst in vielen berühmten Weltmuseen.

Das Handeln mit Stoffen vermittelte die Bildvorstellungen der Sassanidenzeit bis weit in den Westen hinein. Die koptische, die byzantinische, die vorromanische und die romanische Kunst des Abendlandes schöpften alle aus dem Reichtum der iranischen Bilderwelt. Die Kirche von Byzanz wandte sich gegen die übermäßige Verwendung von Stoffen, die mit Bildern und persischen Versen durchwebt waren. In den Kirchenschätzen des Abendlandes finden sich sehr viele Textilien aus der Sassanidenzeit. Auch viel farbige iranische Schmuckstücke gelangen durch verschiedene Hände bis nach Europa.

Iranische Kleidermoden übernahm man in Byzanz. Das wahre Erbe der Kunst der Sassaniden- Dynastie wurde jedoch die Welt des Islam, die Träger der neuen Weltreligion, die Araber ohne künstlerische Vergangenheit. Während der folgenden Jahrhunderte ließ sich die islamische Kunst wieder und wieder von der reichen künstlerischen Hinterlassenschaft der Sassaniden- Zeit inspirieren.

Selbst unter den Sassaniden war die Buchmalerei im Iran eine altbekannte Kunstrichtung. Über die Geschichte der Buchmalerei berichtet ein Gelehrter, namens „Mas´udi“, der Verfasser des „Al-Tanbih“, in seinem Buch, von einem umfangreichen Band persischer Lehre und Überlieferung, worin alle persischen Könige der Sassaniden Dynastie dargestellt waren. Sie wurden in reichlichen Farben gemalt, und zeigten jeden König bei einer alltäglichen Handlung oder umgeben von seinen Höflingen. Dieses Buch wurde, laut „Mas´udi“, aus dem Jahre 781 nach Christus kopiert. Dieses Buch bestätigt, wie die Entwicklung der Buchmalerei unter den Sassaniden hoch gestiegen war.

Literatur:

*) L´Iran sous les Sassanidens, A. Christensen, Kopenhagen, 1936
*) Die Kunst Irans zur Zeit der Sassaniden, K. Erdmann, Berlin, 1943
*) Kunstgeschichte der Seidenweberei, O. Falke, Tübingen, o.J.
*) Die Kunst des Alten Orients, Joseph Wiesner, Frankfurt/M- Berlin, 1963
*) Formen und Stile der Antike, Piere Amiet u.a. Bratislava 1994

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