Basmati-Reis; Wie ein Begriff sein Schattendasein ablegte

Reis gehört zur Gattung der Süßgräser und es gibt etwa 20 verschiedene Reisarten. Neben Mais und Hirse ist Reis die wichtigste Getreidepflanze der Tropen und Subtropen. Für etwa ein Drittel der Menschen ist Reis das Hauptnahrungsmittel.

Reis wird auch als Brot der Asiaten bezeichnet, denn er ist das wichtigste Lebensmittel dieses Kontinents. So verzehren Asiaten pro Kopf und Jahr ca. 100 bis 200 kg Reis – die Deutschen dagegen nur ca. 2 bis 3 kg.

Wirtschaftlich besonders wichtig ist der Sumpfreis, auch Nass- oder Wasserreis genannt, der künstlich bewässert und auf Terrassenfeldern angebaut wird. Die Sumpfreispflanze steht im künstlich gestauten Wasser. Bergreis wird in höheren Lagen (in ca. 2000m Höhe) angebaut und benötigt lediglich das anfallende Regenwasser.

Der weithin bekannte Langkornreis gehört zu der Gruppe der Sumpfreispflanzen. Basmati-Reis hingegen ist eine Bergreissorte. Das Wort Basmati setzt sich zusammen aus „Bas“ (Aroma) und „Mati“ (voll von), Basmati bedeutet dem Wortlaut nach also „voll von Aroma“. Basmati wird auch „die Königin des Duftes“ oder schlicht „der Duftende“ genannt. Echter Basmatireis wächst nur in den unteren Regionen des Himalayas in Pakistan und Indien, er entwickelt dort auf Grund des mineralstoffreichen Schmelzwassers und des fruchtbaren, nährstoffreichen Bodens seine charakteristischen Eigenschaften: sein intensives, einzigartiges Aroma, den nussartigen Geschmack und die besondere Kocheigenschaft.

Die Körner dieser Delikatesse sind bereits im ungekochten Zustand sehr lang. Beim Kochen verlängert sich jedes Korn um mehr als das Doppelte. Richtig zubereitet verbleiben die einzelnen Körner nach dem Garen getrennt und kleben nicht. Dazu kommt der volle, nussige Geschmack, der ihn zu einer idealen Beilage für eine große Auswahl asiatischer und würziger Gerichte macht.

Sein himmlischer Duft verbreitet sich nicht nur beim Kochen im ganzen Raum sondern schon zur Erntezeit auf dem Reisfeld. So ist es nicht verwunderlich, dass einer Legende nach Reis den Menschen direkt vom Himmel geschenkt worden ist. Ein altes chinesisches Sprichwort sagt sogar:

willst du eine Stunde glücklich sein, dann betrinke dich;
willst du drei Tage glücklich sein, dann heirate;
willst du ein Leben lang glücklich sein, dann iss täglich Reis.

Auch die neuesten Studien der Ernährungswissenschafter belegen die außerordentlich positive Wirkung des Reisverzehrs auf das Wohlbefinden der Menschen.

Ein guter Basmati-Reis sollte jedoch mindestens ein Jahr lang gelagert sein. Diese lange Trocknung bringt das Basmati-Aroma zur vollen Entfaltung und ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal („old and mature“, also „alt und gereift“). Die Tatsache, dass Basmati bis zu einem bestimmten Alter immer besser wird, ganz wie der Wein und der Käse, ist im Westen nahezu unbekannt.

Bis vor 30-40 Jahren hat der Basmati-Reis im Iran keinen guten Ruf genossen. Man schwor auf eine spezielle Sorte Reis („Dom-Siyah“), der am Kaspischen Meer (Gilan-Provinz) angebaut wird. Mit dem Begriff „Basmati“ assoziierten damals Iranerinnen und Iraner eine Reissorte, bei der die Körner beim Kochen „zerfallen“ würden, besonders wenn man sich nicht ganz genau an das Kochrezept halten würde. So wurde auch der Begriff „Basmati“ im übertragenen Sinn für solche mechanischen Aufbauten und Konstruktionen verwendet, die bei jeder kleinen Widrigkeit „zerfallen“ bzw. wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

Erst nach der Revolution im Iran 1979 und dem Einsetzen der großen Migrationswelle der Iraner ins Ausland haben die Auslandsiraner (speziell die in den USA) die Vorzüge des Basmati-Reises entdeckt. Vielleicht auch deshalb, weil der iranische Reis wegen Mangelwirtschaft in den Kriegsjahren lange Zeit mit einem Export-Verbot belegt war.

Hinzu kamen das rasante Bevölkerungswachstum im Iran und die Veränderung der Essgewohnheiten der Menschen in den letzten Jahren, die zu explodierendem Bedarf in den letzten Jahrzehnten führten. Einen Bedarf, den die Regierung nur mehr durch Reisimporte in Millionen Tonnen Höhe pro Jahr zu stillen versucht. Diese exorbitanten Importe und der höhere Preis der inländischen Reissorten haben es endgültig geschafft, dass heutzutage in den persischen Haushalten selten inländischer Reis serviert wird.

So ist es kein Wunder, dass es dem Begriff „Basmati“ nun endlich gelungen ist, aus seinem leicht in Verruf geratenen Schattendasein auf dem persischen Speisezettel herauszutreten und sich gegen den Nationalstolz der Iraner durchzusetzen. Es lebe Langkorn, Sella und Basmati. Aber trotzdem: Der „Dom-Siyah“ ist besser.

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Quellen:

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