Neolithikum, Jungsteinzeit, 6500-5500 v. Chr.
Der Beginn der Dauersiedlungen und der Nahrungsmittelerzeugung setzt mit dem jüngeren Neolithikum (6500-5500 v. Chr.) ein. In die Epoche fallen auch die früheste bemalte Keramik und die Herstellung kleiner Tonfiguren*.
Bildende Künste Die frühesten Werke, in denen sich der Wille kundtut, Formen herzustellen, die womöglich in gefälliger Weise eine Idee ausdrücken, sind Tonfiguren, die in der Ausgrabung eines neolithischen Dorfes am Tappe Sarâb bei Kermânschâh gefunden wurden, eine davon, die hier wiedergegeben wird, ist eine weibliche Figur, die „Venus von Tappe Sarâb1“ genannt wurde.

Fig. 1, Venus von Tappe-Sarâb
Die Venus ist sitzend dargestellt mit ausgestreckten Beinen, auf denen ein schiefer Einschnitt vielleicht die Trennung zwischen Bein und Schenkel andeuten soll. Der obere Teil des armlosen Körpers ist Kegelförmig gebildet, und aus ihm steigen Hals und Kopf als ein weiterer dünnerer Kegel auf, der oben in einem kurzen, waagrechten Grat endet. Die großen birnförmigen Brüste stehen unter dem Ansatz des Halses vom Oberkörper ab. Brüste und Hüften sind so üppig gebildet, dass die „Venus“ wohl die Idee der Fruchtbarkeit verkörpern soll. Mehrere Fragmente solcher Figuren und Auch viel einfachere Frauenfigürchen wurden in Tappe Sarâb gefunden. Weibliche Figuren dieser Art, mit mehr oder weniger schematisierten Formen2, lassen sich in den frühen Dorfkulturen des Nahen Orients (ca. 6000-4000 v. Chr.) von Tappe Sarâb im Iran bis Haçilâr in der Türkei nachweisen.

Fig. 2, Weibliche Keramikfigur aus dem 15. Jh. V. Chr., Turang-Tappe, Iran Bastan Museum, Teheran
Sie müssen eine bestimmte Bedeutung gehabt haben, wahrscheinlich bestand der Glaube, dass Fruchtbarkeit und Wohlstand durch wirksame Darstellungen in Plastik und Malerei gefördert werden könnten. So wird die Kunst ein Werkzeug für die magische Beeinflussung der Natur. Ob sie die Menschen oder sogar vielleicht auch die Gottheit, wie sie die späteren, altiranischen Kulturen kennen, beeinflusst, darf noch nicht angenommen werden.
Die Kunst Lorestâns (Luristan-Bronze)

Fig. 3, Idol-Darstellung aus Lorestân
Die Bildnerei in Bronze gelangt zu einer Blüte wie nie zuvor oder danach in Vorderasien. Der Reichtum der künstlerischen Phantasie und letztendlich das Auftauchen der ersten mythischen Darstellungen3, welche auf die ursprüngliche Religion der Iraner hindeuten, erlauben uns die zeitliche Bestimmung. Die Lorestân-Kultur ist jünger als die von Sialk, und darf ins 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. versetzt werden. Die Lorestân-Kunst ist einzigartig durch die Ausstrahlung ihrer Motive in diesem Teil des asiatischen Kontinents. Als der assyrische König Assurbanipal, im Jahre 647 v. Chr., Susa einnahm, waren die Ilamiter bereits von den indo-iranischen Medern verdrängt worden, die danach die Assyrer als führende Macht in der Region ablösten. Bald jedoch mussten sie ihre Vormachtstellung an die Perser, (Achämeniden Dynastie), ebenfalls Indo-Europäer, abtreten. Die archäologischen Ausgrabungen im Iran haben die Kunst des Alt-Iran ans Tageslicht gebracht. Einer der schönsten Werke ilamischer Skulpturen ist Statue die Napirasu4, die Gemahlin des Untashgal. Da der Kopf der Statue fehlt, ziehen die, im Gebet übereinander gelegten, Hände der Königin die Aufmerksamkeit des Betrachters noch mehr auf sich, als es vielleicht in unzerstörtem Zustand der Fall wäre. Sicher haben aber auch ursprünglich die überschlanken Finger, von denen nur einer mit einem Ring geschmückt ist, dank ihrer stillen Pose, der Statue Ruhe und Eleganz verliehen.
Keramik Eine allgemeine Geschichte der Kunst des Alt-Iran kann sich nur mit den Spitzenleistungen der Keramik befassen. Man konnte das weiche Material nicht nur in die verschiedensten Formen bringen, sondern auch die Farbe durch wechselnde Brennmethoden verändern und die Oberfläche durch gemalte oder eingeritzte Muster verzieren. Es ist daher kaum erstaunlich, dass während mehr als 2000 Jahren, von ungefähr 5599 v. Chr. bis um 3000 v. Chr., das Formen und Bemalen der Keramik eine der hauptsächlichsten künstlerischen Betätigungen der Dorfbewohner des Iran war. Sogar nach 3000, einer Zeit, in der die erste wirkliche Stadtkultur in Schusch

Fig. 4, Napirasu, die Gemahlin des Untashgal, Susa, Iran
(Susa), im Südwest-Iran, entstand, wurde die Herstellung von bemalter Keramik in manchen Dörfern des Iran noch jahrhundertlang fortgesetzt.
Vorachämenidische Periode 4000-550 v. Chr.
In der Zeit zwischen 4000 und 3500/3400 v. Chr., war Susa bereits eine dörfliche Siedlung aus Lehmziegelhäusern und einem Friedhof. Die bemerkenswertesten Erzeugnisse dieser Epoche sind die äußerst dünnwandigen Keramikgefäße mit meisterhafter Bemalung.
Es handelt sich vielfach um Becher und Schalen, die einfärbig mit Dreiecken, Rauten, dem Balkenkreuz oder Kreisen mit Gittermustern und pflanzlichen Motiven bemalt sind, daneben gibt es auch stark stilisierte Steinböcke, oft mit mächtigem, fast kreisförmigen Gehörn, schlanke Hunde, Vögel mit langen Hälsen und Schlangen. Als Beispiel der Keramik von Susa A wird meist ein großer Becher6 gezeigt, der die Grundzüge der bemalten Keramik des alten Orients am besten verdeutlicht. Die Hauptfigur ist ein Steinbock, dessen Körper aus zwei zusammenhängenden Dreiecken mit gebogenen Seitenlinien geformt ist.

Fig. 5, Frühelamitische Silbervase, stammt aus der Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends, Iran Bastan Museum, Teheran
Die Biegung des Rückens setzt sich im herrlichen Schwung der Hörner fort, diese umrahmen einen unerklärbaren runden Gegenstand, der eine mittlere Reihe von Linien aufweist und auf beiden Seiten kreuzschraffierte Segmente zeigt. Vielleicht soll das Element nur leeren Raum füllen, vielleicht aber muss es als eine verkürzte symbolische Darstellung einer Pflanze auf einer Weide gedeutet werden. Steinböcke – auf jeder Seite einer – werden von einem Rahmen umgeben, der sich nach unten verengt und auf diese Weise die Form des Gefäßes betont. Über dem Rahmen ist eine Reihe von Gazellen-Hunden angebracht, deren ausgestreckte Körper wieder die waagrechten Streifen oben und unten begleiten. Der obere Rand ist von Vögeln mit langen, dünnen Hälsen besetzt, die ein sehr zartes und leichtes Ornament bilden, während unten ein dickes Band schwarzer Farbe der Standfläche visuelle Festigkeit verleiht. Um 4000 v. Chr. hatten die Bewohner der Ebenen im Südwesten des heutigen Iran erste Siedlungen errichtet. Die erste von ihnen war Susa (Schusch, persisch, Südwest-Iran), die Hauptstadt Elams (Ilam), welcher andere elamische Städte, wie beispielweise Anschan (in der Nähe der heutigen Stadt Schiraz), folgen sollten. In Transkaukasien teilen sich die Kimmerer, ein neuer Volksstamm aus den alten Stammessitzen der Iraner, und wandern im 8. Jahrhundert v. Chr. in zwei Richtungen, eine Gruppe fällt in Kleinasien ein, und die andere wandert entlang des Zagros-Gebirges, und dringt im Iran ein. Nach assyrischen Quellen lassen sich die Kimmerer in Luristan (Lorestan, pers.) nieder. Es entsteht eine medisch-kimmerische Völkergemeinschaft. Die in Hamadan entdeckten Funde aus Bronze gestatten uns, überaus nahe Verwandtschaft der Kunst der Meder mit der Lorestans festzustellen, die demnach medisch-kimmerischen Ursprungs sein muss. Seit mehr als hundert Jahren wird in der Fachliteratur die Frage diskutiert, wann und auf welchen Wegen die iranischen Völker, vor allem die Meder und Perser, auf das iranische Plateau gekommen sind. Die Namen dieser Völker tauchen erstmals in assyrischen Texten des 9. Jahrhunderts v. Chr. auf. Die früheste Erwähnung findet man in einer Inschrift aus der Zeit des assyrischen Königs Salmansar III. um 843 v. Chr., jedoch haben die Wissenschaftler die iranischen Namen einiger Herrscher und Orte bereits in noch früher entstandenen Keilschrifttexten gefunden.
Entsprechend einer der meistdiskutierten Theorien erfolgte die Ansiedlung der iranischen Stämme auf dem Gebiet des heutigen Iran im 11. Jahrhundert v. Chr., wobei die Wanderungswege, zumindest des größten Teils dieser Stämme, über den Kaukasus führten. Mit der Achämeniden-Dynastie zeigt die iranische Kunst und Kultur ein anderes interessantes Forschungsfeld, das man aus verschiedener Ansicht in Betracht nehmen muss.

Fig. 6, Hoher Becher aus Susa, mit Steinböcken, Muse de Louvre,Paris
Literatur:
*) Kunstschätze aus Iran, R. Ghirshman
*) Der Alte Orient, B. Horouda
*) Die Kunst Persiens, V. Loukonin, A. Ivanov
*) Alt-Iran, Edith Porada
*) Erika Bleibtreu, 7000 Jahre persische Kunst, S. 41